Die Verknüpfung von Kunst und Leben – der schmale Grat auf dem sich ungezügelte künstlerische Leidenschaft und fokussierter kreativer Ausdruck treffen – ist das, wonach die meisten ernsthaften Musiker suchen, … aber nur sehr wenige finden. Auf Dystopia, dem neuen Album der US Metal Ikonen ICED EARTH, findet Jon Schaffer genau diesen Punkt und macht ihn sich zu Eigen. In einer ähnlichen Herangehensweise wie bei Horror Show (ICED EARTHs Tribut an die klassischen Horror-Charaktere der Literatur- und Filmgeschichte), führte Jon Schaffers Interesse an Dystopien zu dem Grundthema des neuen Albums, das zugleich auch eine Hommage an Filme wie Dark City, V For Vendetta und Soylent Green (Jahr 2022… die überleben wollen, 1973) verkörpert. Fügt man noch eine Prise von George Orwells 1984 („Wenn du wissen möchtest, wie die Zukunft aussieht, stell dir einen Stiefel vor, der immer und immer wieder in ein menschliches Gesicht tritt, unaufhörlich.“), etwas Blade Runner und die aktuell erschütternden Schlagzeilen aus der ganzen Welt hinzu und ihr habt Dystopia, das wahrscheinlich heavieste und bedrohlichste Album der Bandgeschichte. Wie eine atemberaubende Achterbahnfahrt durch die alptraumhafte Orwellsche Welt der Zukunft (oder ist es schon die Gegenwart?), rauscht Dystopia durch den Abwechslungsreichtum wehmütiger
Balladen, messerscharfer Riffs, exzellenter Vocals und abgeklärter Lyrics. Ein aufwühlendes Album, das definitiv nicht für die Zartbesaiteten ist. Von speziellem Interesse für alte Fans dürften zwei Songs von Dystopia sein (der Titeltrack und “Tragedy And Triumph”), in denen die Storyline von Something Wicked… weitergeführt wird und der Charakter Set Abominae, der zuletzt in The Crucible Of Man (2008) auftauchte, die Rolle des Weltherrschers einnimmt.
Ausgerüstet mit der enormen stimmlichen Bandbreite des neuen Sängers Stu Block (von den Underground Prog-Metal Lieblingen Into Eternity) und einer wiedererwachten Leidenschaft, die Jon seit Jahren nicht mehr in diesem Maße gefühlt hat, ist es ICED EARTH gelungen ein Album zu erschaffen, dem man sich einfach nicht entziehen kann. Ein Album, dessen Zeit gekommen ist.
ICED EARTH, WARBINGER, ELM STREET am 14.02.2014 im Rosenhof, Osnabrück:
Karten ab 29,15€, mehr Infos unter: http://rosenhof-os.de/programm/iced-earth-guests